Tagesgeschehen vom Donnerstag, 6. Juni 2024
Gottes Nähe führt zu keiner Allergie, sondern erfüllt mit neuer Kraft.
Bischof Harald Rückert eröffnet die Ostdeutsche Jährliche Konferenz
Es war noch nicht viel passiert, da passierte zur Konferenz schon das erste Malheur. Nach dem Präludium kam Unruhe auf. Niemand war zu sehen. Keine Eröffnung. Eigentlich wussten alle, was jetzt zügig folgen muss: Eine nette Begrüßung? Dann kamen endlich Petra Iffland (Aue) und David Melle (Zwickau) - ganz außer Puste - und eröffneten den Gottesdienst. Etwas verspätet. Um die Zeit aufzuholen, wurde die Gemeinde durch das Lied „Kommt atmet auf, ihr sollt leben“ geradezu „gejagt“. Bis es zum Abbruch kam. Und der Gottesdienst kam zur Ruhe. Es ginge nicht an, dass wir schneller singen, um mehr Zeit für Sitzungen zu haben, betonte Michael Kropff (Zwönitz).
In wenigen Minuten erlebte auf diese Weise die Konferenzgemeinde, was es mit dem Konferenzthema „AUFATMEN“ auf sich haben könnte. Bischof Harald Rückert nahm diese Erfahrung in seinem Impuls auf, obwohl ihm das nicht ganz leichtfallen würde. Sein Heuschnupfen mache das Atmen schwierig. Atemlos sei nicht nur ein bekannter Schlager, sondern atemlos sei unsere Zeit, die Situation unserer Gesellschaft, aber auch in unserer Kirche. Vieles, was wir einatmen, würde uns treiben und nicht zur Ruhe kommen lassen. AUFATMEN beginne deshalb mit Ausatmen. Die Konferenzgemeinde erhob sich und atmete anhaltend kräftig aus. Beim folgenden Einatmen komme es darauf, was wir einatmen. Womöglich geschehe es zu oft, dass wir Misstrauen, Angst, negative Gefühle einatmen. „Deshalb soll die Konferenztagung eine Zeit sein, in der wir nicht atemlos durch das Programm jagen, sondern Zeit haben, innezuhalten, um Frische und Leben einzuatmen.
Dazu gehöre es, „sich Zeit zu nehmen, um auf verschiedene Sichtweisen zu achten, Zeit zum Warten, zum Beten, zum Aushalten von Dingen, die wir nicht im Griff haben.“ Atemlos sei der Mensch, weil er verlernt habe, auf Gottes Nähe zu achten. Der Konferenz wünscht der Bischof, dass ihr das gut gelingt. Denn, so Bischof Harald Rückert, „Gottes Nähe aufzusaugen, führt zu keiner Allergie, sondern erfüllt mit neuer Kraft.“
Im Anschluss an den Eröffnungsgottesdienst in der Christuskirche wechselte die Konferenzgemeinde in ihren Sitzungssaal im Kulturhaus Aue.
StR
Siehe, ich mache alles neu! – Macht Ihr mit?
Mit dem Bericht der beiden Superintendenten Mitja Fritsch (Dresdner Distrikt) und Werner Philipp (Zwickauer Distrikt) startete die Konferenz in ihre erste Plenumssitzung. Im Bericht wagen die beiden sowohl eine Analyse der derzeitigen Situation als auch eine Zielbeschreibung für den Weg in die Zukunft der OJK. Dabei wird eine Bewegung von Koexistenz hin zu Kooperation beschrieben, die Gemeinden und Bezirke zu einer regiolokalen Identität führen kann.
In kleineren Gesprächsrunden am Tisch tauschten sich die Mitglieder der Konferenz zu drei weiterführenden Fragen der Superintendenten aus:
1. Wie und wo wird der Gedanke von Beteiligungskirche bereits jetzt konkret in unseren Gemeinden umgesetzt und gelebt?
2. Welche Chancen und Herausforderungen sehen wir, das Bewusstsein für eine regionale kirchliche Identität zu stärken und die Zusammenarbeit zwischen Gemeinden/Bezirken in unserer Region zu fördern?
3. Welche konkreten Schritte können wir unternehmen, um die Zusammenarbeit in den Bereichen Ressourcen, Personal, ökumenische Beziehungen und gesellschaftliche Partnerschaften zu verbessern und die kirchliche Arbeit nachhaltiger zu gestalten?
Mit Dank an die Superintendenten wurde der Bericht von den Mitgliedern der Konferenz angenommen und von Mitja Fritsch mit einem Doppelpunkt bekräftigt: Es geht weiter! Der Weg hin zu einer veränderten Struktur erfordert Gespräch und Miteinander.
MTR
Konferenz beschließt Gespräche mit der Bethanien Diakonissen-Stiftung
Die Ostdeutsche Jährliche Konferenz beschließt mit großer Mehrheit, die Verhandlungen mit der Bethanien Diakonissen-Stiftung fortzusetzen, um Grundstücke und Immobilien zum 1. Januar 2025 zu übergeben. Mit diesem Schritt verbindet sich die Hoffnung, dass Schwarzenshof in methodistischer Hand bleibt und das Projekt „Kirche in anderer Gestalt“ in diakonischer Trägerschaft weitergeführt wird.
Dem Beschluss ging eine ausführliche Diskussion über die Zukunft von Schwarzenshof im vergangenen Konferenzjahr voraus. Eine gründliche Untersuchung des Geschäftsbetriebs und des Immobilienwerts führte zu der schmerzlichen Erkenntnis, dass die Ostdeutsche Konferenz Schwarzenshof nicht mehr subventionieren und weiterbetreiben kann. Die Bemühungen, einen Käufer auf dem freien Markt zu finden, waren bisher ebenfalls erfolglos.
Die Konferenz würdigte ausdrücklich die bisherige Arbeit auf Schwarzenshof. Besonderer Dank gilt den bisherigen Heimleitern, dem aktuellen Geschäftsführer Ruthardt Prager, der Gesellschafterversammlung, dem Förderverein sowie allen, die sich für Schwarzenshof eingesetzt und die Arbeit in vielfältiger Weise unterstützt haben.
Konferenz verabschiedet Wort an die Gemeinden zu den anstehenden Landtagswahlen
Nach kurzer Aussprache verabschiedete die Konferenz mit großer Mehrheit bei einigen Enthaltungen ein Wort an die Gemeinden anlässlich der anstehenden Landtagswahlen. Betont wurde in der Diskussion, dass ein offenes Gespräch in den Gemeinden unverzichtbar ist. Das Wort sei ausgewogen, positioniert sich aber auch deutlich. Es biete eine gute Gesprächsgrundlage.
…auf dass wir in Frieden leben können
Wort an die Gemeinden der Ostdeutschen Konferenz der EmK
Liebe Geschwister, liebe Gemeinden der Ostdeutschen Konferenz, wir sind Teil einer Gesellschaft, deren Miteinander im Laufe der letzten Jahre zunehmend verlorengegangen ist. Das schwarz-weiß Denken ist wieder mehr an der Tagesordnung. Menschen sind deshalb angesichts unterschiedlicher Auffassungen immer weniger bereit miteinander zu reden, geschweige denn einen Konsens zu suchen. Angesichts der großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen ist es unverzichtbar miteinander im Gespräch zu sein. Als Salz der Erde und Licht der Welt (Mt 5,13-16) tragen wir als Christen eine besondere Verantwortung das Gespräch zu fördern.
Gesellschaftliche Verantwortung
Nach den Kommunalwahlen und der Europawahl stehen im September die Wahlen zu den Landtagen von Brandenburg, Sachsen und Thüringen an. Als Christen nehmen wir unsere gesellschaftliche Verantwortung durch die Teilnahme an freien und demokratischen Wahlen wahr. Nicht wenige Menschen sind gegenüber unserem demokratischen System skeptisch oder sogar abweisend. Die Kritik an den verantwortlichen Parteien und ihren Entscheidungen mag teilweise berechtigt sein. Fehlentscheidungen müssen benannt und verantwortet werden. Gleichwohl ist aus christlicher Sicht auch immer die Unvollkommenheit menschlichen Handelns zu akzeptieren. Hass gegenüber Menschen, Erniedrigung und persönliche Demontage von Verantwortungsträgern sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar.
Offener Blick
Zurzeit erleben wir tiefgreifende Veränderungen in unserer Gesellschaft. Weltweit wirken die Strukturen eines vermeintlich sicheren Zusammenlebens wie aufgelöst. Raubbau an und die Zerstörung von Gottes Schöpfung, Kriege aus reiner Machtgier, blutige Auseinandersetzung aufgrund von Ungerechtigkeit und religiöse Konflikte zerstören Lebensgrundlagen. Von Angst bestimmte Diskussionen darüber treiben sogar Familien auseinander und machen auch nicht vor uns als Gemeinden halt.
Populistische Antworten sind gefährlich, auch wenn wir uns einfache Lösungen wünschen. Wut allein hilft uns nicht weiter. Wir brauchen unbedingt die Korrektur durch einen offenen Blick. Oft gehen in unserer Gesellschaft in einem der reichsten Länder der Welt die Relationen verloren. Wir müssen wahrnehmen, dass unsere Lebensweise längst an die Grenze gekommen ist und der Lebensstandard in unseren Breitengraden nicht zu halten ist, wenn sich Gerechtigkeit und Güte auf dieser Welt küssen sollen (Ps 85,11). Angesichts dieser Herausforderung ist Abgrenzung keine Lösung. Aus der DDR-Geschichte wissen wir, dass Abschottung, ob nach innen oder außen, auf Dauer keinen Bestand hat. Dass Mauern fallen, ist eine heilsgeschichtliche Erfahrung.
Gefährliche Denkmuster
Mit großer Sorge beobachten wir deshalb das Wiedererstarken längst überwunden geglaubter rassistischer Gedanken und Handlungsmuster in neuen Ausführungen. Rechtsextremistische, antisemitische und diskriminierende Positionen sind zunehmend salonfähig. Dabei erschreckt uns, dass frühere politische Denkmuster des Nationalsozialismus oder des DDR-Regimes immer mehr Verbreitung finden. Personen sind durch ein entsprechendes Wahlverhalten nicht automatisch ein „Nazi“, aber sie wählen womöglich Menschen mit Deportationsfantasien, Demokratiefeinde und Faschisten, - Wölfe im Schafspelz (Mt 7,15).
Geister scheiden
Um die Geister zu scheiden, reicht es nicht mehr aus, die formulierten Wahlprogramme zu bewerten, sondern es ist unbedingt nötig, auch die verbalen Ausführungen der Vertreter der AfD und anderer rechtsnationaler Parteien wie dem III. Weg, der „Freien Sachsen“ oder der Partei „Die Heimat“ kritisch zu prüfen.
Oberste Richtschnur
Im Mittelpunkt einer Prüfung muss die unantastbare Würde des Menschen stehen. Sie ist nicht nur nach unserem Grundgesetz oberste Richtschnur staatlichen Handelns, sondern auch Ausdruck des christlichen Glaubens, der den Menschen als Ebenbild Gottes versteht. Aus diesem Grund sind für uns Christen die AfD und weitere rechtsnationale Parteien nicht wählbar. Sie greifen mit ihren Haltungen die Menschenwürde an und sind deshalb mit dem christlichen Glauben unvereinbar.
Geduldige Demut
Liebe Geschwister, liebe Gemeinden, die in diesem Jahr anstehenden Wahlen sind eine große Chance. Durch unsere Beteiligung geschieht politische Einflussnahme, aber es kann dadurch auch ein klares Bekenntnis zum christlichen Menschenbild und zur Demokratie gegeben werden. Wir rufen deshalb dazu auf, sich an den Wahlen zu beteiligen. Im Vorfeld ist das ehrliche Gespräch miteinander unverzichtbar. Dabei gehört angebrachte Kritik an der Regierung oder Opposition selbstverständlich dazu. Es braucht aber auch Demut und Geduld angesichts der komplizierten Herausforderungen unserer Zeit. Zu dieser Haltung gehört nicht zuletzt das Gebet, auf dass wir in Frieden leben können – und unsere Mitmenschen auch.
Ostdeutsche Konferenz der Evangelisch-methodistischen Kirche, 6. Juni 2024
Das Wort kann unter Downloads in verschiedenen Dateiversionen heruntergeladen werden.
Miteinander teilen – Aufatmen am Abend
Um geistliche Gemeinschaft miteinander und mit Gott zu erleben, versammelte sich die Konferenz am Abend noch einmal in der Christuskirche. Auch Geschwister aus den umliegenden Gemeinden nahmen am Gottesdienst teil. „So lang wir Atem holen, erweckt uns Gottes Ruf“, sang der Chor der Gemeinde Aue. In diesem Sinne waren alle eingeladen, an verschiedenen Stationen aufzuatmen, loszulassen, innezuhalten: Gebete an eine Klagemauer schreiben, Atemübungen ausprobieren, sich segnen lassen, das Abendmahl empfangen, Kerzen der Hoffnung entzünden, Gedanken malen und schreiben, eine persönliche Losung ziehen, singen am Lagerfeuer. Die Konferenzgemeinde war in Bewegung und konnte am Ende des Abends zuversichtlich singen „Bei Gott bin ich geborgen“.
MTR
Hier einige Impressionen vom Abendgottesdienst: