Tagesgeschehen vom Freitag, 27. Mai 2022

Keine Schatten, sondern helles Licht

Der Start der Ostdeutschen Jährlichen Konferenz wirft keine Schatten, sondern helles Licht voraus.
Seit Mittwoch arbeiten die Techniker vor Ort. Das Backhaus ist hell erleuchtet. Gestern gab es mit dem Himmelfahrtsgottesdienst des Bezirks Thüringen Südost (Himmelfahrtsgottesdienst auf Schwarzenshof - YouTube) einen erfolgreichen Probelauf. Heute Vormittag gibt es letzte Vorbereitungen. Wer sitzt wo? Ist das Licht gut ausgerichtet? Und die Akteure müssen sich auch an die Situation gewöhnen und lernen die kleinen Feinheiten der Technik zu beherrschen.
Und dann kann es 13:00 Uhr mit Openspace im ZOOM-Konferenzraum beginnen. Danach wird Bischof Harald Rückert die Konferenz mit einer Andacht eröffnen.


Wiedersehen macht Freude – auch digital

 

Ab 13:00 Uhr sammeln sich erste Mitglieder der Konferenz im Open Space. Auch ein digitales Wiedersehen macht Freude. Matthias Zieboll moderiert das warming up.

Bereits heute steht die Nomination für die Berufung eines Superintendenten/einer Superintendentin für den Distrikt Dresden ab 2023 an. Es liegt also etwas Spannung in der Luft. Noch nie wurde diese Nominationswahl, bei der zwei Personen aus dem Kreis der Ordinierten der Konferenz nominiert werden müssen, digital durchgeführt. Die Vorbereitungen dafür waren nicht einfach. Am Sonntag wird Bischof Harald Rückert live die Berufung aussprechen.

Neben der Nominierung stehen heiße Diskussionen über die Zukunft der Begegnungs- und Bildungsstätte Schwarzenshof an. Umfangreiche Informationen liegen vor. Es geht um einen Investitionsbedarf von 1,74 Mio. Euro.

Die Ergebnisse der Planungsgruppe der Zentralkonferenz, die von den Superintendenten eingeführt werden, werden ebenfalls viel Zeit in Anspruch nehmen. Dabei werden Fragen nach den Arbeitsformen und Strukturen unserer Kirche und auch den Rollenbildern von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen diskutiert.

„Frieden in der Ukraine?“ Der Ständige Ausschuss für Christliche Friedensarbeit der OJK hat eine digitale Wand zum Klagen, Diskutieren und Austauschen eingerichtet. Das Padlet ist öffentlich ohne Einschränkung und sammelt eure Gedanken zum Ukraine-Krieg unter verschiedenen Fragestellungen. Herzliche Einladung.
Hier der Link zum Padlet: Frieden in der Ukraine? (padlet.com)

Aus den bisherigen Eintragungen:
Das bringe ich vor Gott: „Meine Ohnmacht. Meine Fassungslosigkeit. Meine Wut auf diesen einen, mit dessen Befehl alles begonnen hat ... - Zu merken, dass mich Lieblosigkeit und Hass erfüllt, wenn ich an diesen - und andere Machthaber denke - ... da packt mich gleich nochmal so sehr die Wut. Dass ich nun selbst auch derartige Gedanken und Gefühle hege, die ich besser vor Gott bringe, macht mich gleich nochmal so wütend.“


Sich den Realitäten des Glaubens stellen

Bischof Harald Rückert eröffnete die Ostdeutsche Jährliche Konferenz 2022. Mit einem Hinweis auf den Konferenzgemeindetag am 9. Oktober 2022 erinnerte er daran, dass die 55. Ostdeutsche Jährliche Konferenz in zwei Teilen stattfindet. „Schon jetzt haben wir Sehnsucht nach der direkten Begegnung wie sie im Herbst in Zwickau möglich sein wird.“ unterstrich Harald Rückert. „Noch Sehnsucht?!“ heißt das Thema des Konferenzgemeindetages. Auch die digitale Konferenz werde Begegnung und Stärkung ermöglichen.

In der Vorbereitung fragte sich der Bischof, ob es an diesem Tag eine Andacht ohne einen Hinweis auf den Krieg in der Ukraine, ohne einen Gedanken an den fürchterlichen Amoklauf in den USA und ohne eine Erinnerung an die Zerreißprobe, die unsere weltweite Kirche derzeit durchlebt, geben könne.

Seine Ausführungen nahmen nicht direkt Bezug, aber das Nachdenken über verschiedene Aspekte zur Bedeutung der christlichen Gemeinde berührten sich auf unterschiedlichste Weise mit den die Menschen derzeit bestimmenden Themen.

Dabei nahm Harald Rückert Bezug auf Markus 3,35 „Denn wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“ Die „Familie“ sei ein Bild für die Gemeinde. Jesus stellt die Christen ganz bewusst in eine Gemeinschaft. Nicht selten begegnen ihm dagegen Erklärungen wie „Ich muss nicht Mitglied einer Gemeinde sein, ich kann meinen Glauben auch so für mich alleine leben“. Die Botschaft derartiger Aussagen lautet: Ich habe kein Problem mit dem lieben Gott, aber die anderen Christen und die Kirche überhaupt empfände man als schwierig.

Gemeinde und Kirche seien aber kein Verein oder ein Zusammenschluss Gleichgesinnter um die jeweiligen religiösen Bedürfnisse zu stillen. Vielmehr sei Gemeinde eine Gabe Gottes zum Heil eines jeden einzelnen Christen. Gott seinen Vater zu nennen und gleichzeitig Brüder und Schwestern abzulehnen schließe sich aus (1.Joh. 4,20.21) Ohne die Hinterfragung eigener Bilder von Gott durch die Geschwister, stehe jede und jeder in der Gefahr, nur ein selbst zusammengeschustertes Bild von Gott zu lieben und damit seine eigenen Vorstellungen. Wie die Worte der Bibel, die uns herausfordern, so sei es auch mit den Geschwistern. Sie bewahren uns aus den Realitäten des Glaubens in die Illusion abzugleiten. Es ist nicht nur sinnvoll in die Gemeinschaft der Gemeinde eingebunden zu sein, sondern unverzichtbar für ein Leben, das Jesus Christus nachfolgt.

Der Bischof wünschte der Konferenz, dass dieses Gnadengeschenk auch zu allen Beratungen aufblitzen möge.

Im Anschluss an seine Andacht konstituierte sich die Konferenz und die Konferenz gedachte unter der Leitung von Bischof Harald Rückert der im Konferenzjahr heimgerufenen Pastoren Gotthard Falk und Harry Windisch. Beiden wird zum Konferenzgemeindetag im Oktober in angemessener Form gedacht.


Blick in den Kleiderschrank

Unter dem Motto „... und zieht den neuen Menschen an.“ regten die Superintendenten Christhard Rüdiger und Werner Philipp in ihrem Bericht zur Diskussion an. Die „Perspektiven der Superintendenten“ öffneten den Blick für den neuen Bericht der Planungsgruppe. (hier der Link zum Bericht) Die Planungsgruppe modifizierte nach vielen konkreten Rückmeldungen ihre Erstvorlage von 2020. Nun liegen Anträge für die zukünftige Strukturen der Arbeit der Zentralkonferenz und auch Beschlussvorlagen zur Arbeit der ehrenamtlich Mitarbeitenden und der Hauptamtlichen zur Diskussion vor. Im Herbst soll die Zentralkonferenz in Chemnitz darüber beschließen.

In seiner Einführung unterstrich Superintendent Werner Philipp: Es kommt darauf an „Sich getrost auf den Weg zu begeben, loszulassen, und im Vertrauen aufeinander und auf Gott neue Wege zu entdecken. Es gehe nicht um einen technischen Wandel, sondern die Herausforderungen sind komplexe Zusammenhänge, die ein geistliches Vorgehen verlangen.“

Die Superintendenten formulierten die gemeinsame Aufgabe „Eine Kirche von morgen versuchen zu wollen, die wahrscheinlich Kirche im neuen Modus ist. Sollte es - und vieles spricht dafür - gar nicht mehr anders werden, als so anstrengend, wie es jetzt ist, sollte es also so unberechenbar bleiben, so fragil, so brüchig, unberechenbar, uneindeutig, unerklärbar und nicht herleitbar, dann passt das alte Kleid schon darum nicht mehr. Es wird kein Zurück in die alte Welt mehr geben.“

Erhellend wurde der Perspektivwechsel durch den biblischen Befund empfunden: „Welche Geschichte, welcher Brief, welche Chronik beschreibt „Normalität“ im Sinne unserer Sehnsucht nach ihr? Die stets unterschwellige Thematik lautet doch unisono: In dieser Lage sein und Gott dennoch vertrauen, gelingt das? Vertrauen ist unsere Währung!“ So neu sei die Situation also nicht. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn zeuge das neue Gewand von barmherziger Annahme und dem neuen Leben in der Gegenwart Gottes. „Ganz ähnlich sprechen die neutestamentlichen Briefe vom Anziehen des neuen Menschen (Eph.4,24 u.a.). Wenn Kirche Leib Christi ist, dann geht es im Letzten nicht nur um eine Neukonfektionierung durch neue Formen und Strukturen, sondern um ein neues Sein und eine neue Beheimatung in Gott.“ Ziel sei nicht das neue Kleid, sondern der neue Mensch, der neue Leib! Ihn brauche es, damit menschliches Leben, ja die ganze Schöpfung Befreiung und Erlösung erfahren.

Am Ende ihres Berichts wurde der Konferenz der Blick auch auf humorvolle Weise geöffnet. Der Humor sei eine Perspektive, die zu oft vernachlässigt werde.

Der zum Schneider-Bild bzw. Bild vom neuen Kleid dazugehörige Witz eröffnete damit indirekt die Gruppengespräche:

 

Ein Mann kommt zum Schneider und will seinen Anzug abholen, er zieht die Hose an, aber ein Hosenbein ist kürzer als das andere.

Der Schneider ist nicht verlegen und dreht das Bein solange, bis die Hose passt. Das selbe geschieht beim Anprobieren der Jacke.

Die passt erst wirklich, als der Kunde dasteht, als sei er körperlich behindert. Er zahlt und verlässt hinkend, wankend und mit den Armen wedelnd das Schneidergeschäft.

Zwei Passantinnen fällt er sofort auf. „Guck mal“sagt die eine: „Was für ein armer Mann. So schwer behindert.“ Darauf die andere: „Aber einen guten Schneider hat er!“

Zur weiteren Information:

Zur Beschlussvorlage bezüglich Hauptamtliche/Ehrenamtliche gehören u.a. folgende Punkte:
Fort- und Weiterbildungen werden für Hauptamtliche und Ehrenamtliche finanziert.
Die Superintendenten führen Listen mit Fortbildungsangeboten für die Hauptamtlichen und sind mit den Hauptamtlichen im Hinblick auf Fortbildungen im Gespräch. Dabei wird insbesondere auch auf externe Coaching-Angebote geachtet, die für die Begleitung und Entwicklung von Teams unterstützend wirken.
Auf allen möglichen Ebenen sollen Gesprächsräume zur Beschäftigung mit den veränderten Rollenbildern für Haupt- und Ehrenamtliche angeboten werden.

Rückmeldungen aus den Kleingruppen

Gespräch zum Superintendenten-Bericht
  • Was ist das Kleid? Die Menschen? Die Aufgaben?
  • Wie bereit sind wir denn ein neues Kleid anzuziehen? Oft gilt das Motto „Das war schon immer so.“ Wir wird das dann in den Gemeinden angenommen und umgesetzt.
  • Müssen wir nicht auch Manches lassen, wenn die Funktionen zu viel sind gegenüber der Zahl derGemeindeglieder. Dann ist die Funktionstüchtigkeit gestört. Wir sollten nicht nur auf das Kleid schauen, sondern auch auf das, was drin steckt.
  • Was meint Nacktheit der Kirche? Was gäbe es denn zu tun, um diese wahrzunehmen? Welche Schritte? Was nehmen wir mit und was wollen wir verändern?
  • Die Gemeinden leben. Es gibt dauerhafte Dinge. Projekte, aber auch Kontinuität. Kernfrage: Wie arbeiten wir mit weniger Hauptamtlichen? Wie kann man etwas gut strukturieren?
  • Anblicken der Nachtheit? – liebevoll anschauen, was ist. Begrenzungen, Narben, aber auch Schönheit wahrnehmen. Es gilt aber auch das Wesen der Kirche anzuschauen. Was ist denn wesentlich? Aber auch Kirche braucht Bekleidung, um in dieser Welt sein zu können.
  • Kirche macht sich nicht von allein nackt, sondern ihr wird die Kleidung genommen. Nun gilt es nicht ggf. nach einen verlorenen Ärmel zu suchen, sondern nach vorn zu gehen - ohne zu wissen, wie das neue Kleid aussieht - aber im Vertrauen, dass es geschenkt wird.
  • Wichtig: Ich bin nicht allein. Neu gestalten fällt schwer, strengt an. Aber ich habe Gemeinde, ein soziales Netzwerk. Wir haben Begabungen. Möglichkeiten. So kann ich meinen Weg gehen.

Einnahmen stabil – die nächsten Jahre eine Herausforderung

Bericht Kommission für Finanzen und Kircheneigentum

Schatzmeister Jörg Ringeis schilderte anhand von Kennzahlen den Jahresabschluss des Haushalts der OJK die damit verbundenen Entwicklungen. Insgesamt sei die Entwicklung angesichts der Corona-Pandemie zufriedenstellend und stabil. Die weitere Aussicht bis 2030 müsse aber unbedingt in den Blick genommen werden.

Die Einnahmen waren 2021 stabil. Monatsbeiträge, Kollekten und Sonderopfer, die den Haushalt letztlich über die Konferenzanteile der Bezirke speisen betrugen 4.019.000 € (wie 2021).
Die Zahl der Kirchenglieder (KG) ist mit 6933 weiter zurückgegangen (2020 = 7172 KG).
Der Gebedurchschnitt ist wieder gestiegen und liegt jetzt bei 574,00 €/KG/Jahr (2020 = 560 €).
Die Rücklagen der Bezirke sind weiter gestiegen auf 1.093.000€ (2010 = 598.000 €).
Die Darlehen (Schulden der Bezirke) sind weiter gesunken auf 1.093.000 (2019 = 2.651.000 €).
88% der Gesamteinnahmen wurden als Konferenzumlage von den Bezirken an die Konferenz überwiesen. (2020 = 85,3 %).
Die Gehälter in der OJK lagen 2021 bei 95% der Gehaltstabelle der Zentralkonferenz. Im Jahr 2026 sollen100% erreicht sein.

Der Schatzmeister betont in seinem Bericht: „Die Initiative50 sollte angepasst und fortgeführt werden. Die mittelfristige Finanzplanung und Prognose bis 2026 setzen voraus, dass der Gebedurchschnitt bis zum Jahr 2027 den Wert von 700 EUR je Kirchenglied erreichen wird. Zur Deckung der Bezirkshaushalte und der Zahlung des Konferenzanteils braucht es eine weitere Erhöhung der Spenden durch jeden Einzelnen ... Nach heutiger Personalstruktur und Bezirksstruktur wird mehr ausgegeben als eingenommen. Die Unterdeckung des OJK-Haushalts wird durch Verbrauch von Rücklagen ausgeglichen. Aus Sicht des Schatzmeisters ist die Personalstruktur und die Bezirksstruktur wegen altersbedingter Personalfluktuation und mangels ausreichendem Spendenaufkommen anzupassen.“

In der abendlichen Plenumssitzung gab es eine intensive Diskussion über den weiteren Weg bezüglich der Gehälter der hauptamtlich Mitarbeitenden und grundsätzlich über notwendige Strukturveränderungen. Dieses Anliegen sah ein Großteil der Konferenz aber bereits in der Vorlage der Planungsgruppe zur zukünftigen Arbeitsweise unserer Kirche und der Gemeinden aufgehoben. Insgesamt war ein Konsens darin zu erkennen, dass die Konferenz bezüglich der Gehaltsentwicklung einen Weg mit Augenmaß weitergeht.

Zu Beginn des Tagesordnungspunktes wurde Jörg Ringeis für weitere vier Jahre als Schatzmeister betätigt.